Frisch, farbig, urig – Der Markt La Boqueria

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Wenn die Stände des Marktes La Boqueria sprechen könnten. Alle 250 würden viele und lange Geschichten erzählen. Zunächst wären es Geschichten von langen, harten Arbeitstagen, 6 Tage die Woche. Bereits morgens ab 6 Uhr wird angeliefert und spätestens um 8 muss alles sauber und wohlgeordnet präsentiert sein, bevor die ersten Einkäufer der besten Restaurants der Stadt ihr Rohmaterial einkaufen. Beste Qualität gehört zur Marke von La Boqueria und da lassen sich die Standbesitzer auf keine Kompromisse ein. Der Kabeljau von Señora Carme Gomà, beispielsweise, ist nach Ansicht vieler Kenner der beste der Stadt. Natürlich bestätigt sie das gerne und fügt hinzu, dass sie immerhin schon seit 46 Jahren hier beste Ware anbietet.

Markt Barcelona Pinotxo

Juanito steht seit 70 Jahren hinter diesem Tresen

Es sind auch Geschichten von wahrhaftigen Barcelonamythen. Gleich am Eingang rechts erscheint eine kleine Berühmtheit, nämlich die Pinotxo bar von Juanito. Der Name passt nicht so recht zu dem älteren Herrn von 82 Jahren, der souverän und noch recht flink hinter dem Tresen seine Gäste bedient und Anweisungen gibt. „Das Bier für den Herrn dort hinten“ ruft er und blickt eben jenen Herrn mit seinem typischen Burt Lancaster Lächeln an. Juanito erzählt gerne von den Berühmtheiten die hier schon vor ihm gesessen haben. Woody Allen war schon hier, Jaqueline Bisset, „Encantadora esta mujer“ (bezaubernd diese Frau) und die Bürgermeister von Madrid und Barcelona unterhielten sich hier einträchtig bei einem Kaffee über Fussball. Er könnte noch viel mehr erzählen, denn immerhin ist er nun seit 70 Jahren, (kein Tippfehler) hinter eben diesen Tresen, und hat es mit seiner Professionalität und seiner Liebenswürdigkeit zu einer lokalen Berühmtheit gebracht. Er hat es auch in das deutsche Fernsehen geschafft. Hier ein Video>>.

Der Markt La Boqueria heisst eigentlich Mercat de Sant Josep de Barcelona und gehört zu den bekanntesten Märkten der Welt. CNN zählt ihn immerhin zu den 10 besten Frischmärkten der Welt.  Er wurde erstmals im Jahre 1217 urkundlich erwähnt und gehört damit zu den ältesten Märkten die noch bestehen. Damals war das natürlich nur ein Freiluftmarkt mit mehreren Tischen und Bänken. Erst im Jahre 1840 wurde der Markt offiziell etabliert und umbaut. Um die Namensgebung „La Boqueria“ ranken sich einige Gerüchte. Am wahrscheinlichsten stammt der Name von der Bezeichnung „boc“ also Ziege in katalanisch, dessen Fleisch von jüdischen Händlern im 13 Jahrhundert hier angeboten wurde.

Markt Barcelona Früchtebecher

Viele Händler passen ihr Angebot an die Touristen an

Das Thema Tourismus wird auch hier oft und lebhaft diskutiert. Die vielen Tapasrestaurants profitieren selbstverständlich davon, denn die Qualität der Produkte hat sich herumgesprochen und wird hochgeschätzt. Auf der anderen Seite füllt sich der Markt mit potentiellen Kunden die nicht kaufen. Die Stadt überlegt sogar, wie sie offizielle Stadtführungen mit mehreren Personen zumindest in Spitzenzeiten verhindern kann. Einige Stände haben ihr Angebot angepasst und bieten Früchtebecher für 1 oder 2 Euro an. Wie überall in diesem Markt sind auch diese normalerweise von allerbester Qualität, aber damit geht wohl etwas von der Substanz des Marktes La Boqueria verloren. Dennoch: Der  besondere Charme des Marktes mit seinen Farben und Gerüchen, und vor allem mit seinen Menschen ist nach wie vor erhalten geblieben und mit Sicherheit einen Besuch wert.

Barcelonatipps: Herz und Magen der Stadt. Einfach irgendwo hinsetzen und wirken lassen.

  • Markt Barcelona Pulpo
    Tapas variadas gibt es überall in La Boqueria

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