Am 11. September 1714 endeten schreckliche 18 Monate Belagerungszustand in Barcelona. Ungefähr 30 000 Bomben fielen auf die Stadt und die feindlichen Bourbonen hatten bereits Teile der Stadtmauer zerstört. General Antoni Villaruel unterschrieb die Kapitulation und die letzte Bastion der iberischen Halbinsel fiel an Felipe V de Bourbon. Der Erbfolgekrieg mit dem Habsburger Reich, der seit dem Jahre 1700 ganz Europa in Atem gehalten hatte, wurde somit endgültig entschieden und die Stadt Barcelona, bis dahin regiert vom aufkommenden Bürgertum und vom Militär (Tres Comunes), gehört nun zum absolutistischen spanischen Adel.
Mit der Kapitulation konnten die katalanischen Machthaber gerade noch die totale Vernichtung der Stadt verhindern, dennoch; der siegreiche bourbonische König Felipe V zögerte nicht lange, um deutlich zu zeigen wer von nun an das Sagen hat. Er errichtete eine Zitadelle (Festung) mit 5 Bollwerken und einem grossen Vorplatz um das siegreiche Regime gegen äussere und vor allem gegen innere Feinde zu schützen. Für den Vorplatz wurden mehr als 1000 Häuser abgerissen und 20 % der Bevölkerung wurden zwangsumgesiedelt. 42 Strassen verschwanden unter Schutt und Asche.
Knapp 300 Jahre später erblicken die Ruinen wieder das Licht. Probebohrungen für einen Umbau der 1876 errichteten Markthalle enthüllen den immensen archäologischen und historischen Wert der Funde. Die Stadt reagiert schnell und stoppt im Jahre 2003 den geplanten Umbau. Die Markthalle bleibt erhalten und dient nun als Museum für die Fundstätte, die nun als Symbol für den katalanischen Widerstand gilt. Insgesamt umfasst die Stätte rund 8000 m2 mit 11 Häuserblocks (unvollständig), 9 Strassen und 53 Häuser. Der Besucher kann sich bei Führungen das tägliche Leben vor seinem geistigen Auge vorstellen, da sehr viele Details der Ruinen durch zeitgenössische notarielle Urkunden bekannt sind. Man findet hier beispielsweise den Gasthof de l´Alba, dort einen Krämerladen, weiter drüben die Taverne Colomer usw. Man weiss von jedem Haus, welche Familie wann und wo gewohnt hat, und wie sie sich ihren Lebensunterhalt verdiente.
Die Ausstellung zeigt mehr als 2000 Gebrauchsgegenstände wie Tabakpfeifen, Parfümbehälter, Kinderspielzeug, die Aufschluss über das tägliche Leben der Katalanen um 1700 geben. Sie zeigen eine wohlhabende nach Berufsgremien geordnete, weltoffene Gesellschaft mit Handelsbeziehungen zu den Metropolen Europas und Amerika. Die Bürgerhäuser waren gut ausgestattet teilweise mit Luxusgütern wie verzierten Keramikfliesen Teppichen und Spiegel.
Barcelonatipps: Für die Katalanen ist dieser Ort die „Zero Zone“ und somit ein wichtiges Zeugnis der Geschichte und hilft die katalanische Gegenwart zu verstehen. Jedes Jahr finden am 11. September Gedenktage und nationalistische Demonstrationen in Barcelona statt mit bis zu 1,5 Millonen Menschen.
Chassan Jalloul